Beitragsanpassung
Was ist eine Beitragsanpassung (BAP) und was bedeutet das für mich?
Deine Krankenkasse hat eine BAP (Beitragsanpassung) geplant? Hier erfährst Du, wie Du damit umgehen kannst.
Die Antwort ist zunächst sehr einfach: Weil es eine (medizinische) Inflation gibt, und sich dadurch die Kosten bei den Leistungsausgaben (hierzu rechne ich auch den medizinischen Fortschritt) erhöhen. Um einen Ausgleich zu schaffen werden die Beiträge erhöht. Und wie so oft: Die Antwort ist insgesamt komplexer. In der PKV spielen auch die Lebenserwartung und der Kapitalzins eine entscheidende Rolle. Hinzu kommt, dass die Beitragserhöhungen einem recht komplizierten Verfahren unterliegen und dieses dazu führt, dass nicht jährlich die Beiträge angepasst werden.
Beiträge erhöhen sich unter anderem aufgrund der Kosten für medizinischen Fortschritt („medizinische Inflation“)
Oft kommt es bei Anpassungen in der PKV zu zweistelligen Erhöhungen. Das ist von der Höhe für den Verbraucher besonders ärgerlich und es kommt dann auch werbewirksam zu Berichten in den Medien. Es wird der Eindruck erweckt, dass die PKV durch Beitragserhöhungen unbezahlbar wird. Um in den oben genannten Zahlen zu bleiben, folgendes Beispiel: Der PKV-Versicherer hat die Beiträge die letzten 4 Jahre nicht erhöht. Nun kommt eine Erhöhung von 10,4%. Dies entspricht dann dem oben genannten Durchschnitt. (2,6% * 4 = 10,4%). Mit dieser Erhöhung bleibt der PKV-Versicherte sogar unter dem Durchschnitt der GKV.
Warum sich das so verhält, und andere bemerkenswerte Punkte zur Beitragserhöhung in der Privaten Krankenversicherung, finden Sie unten im Anschluss der BAP Liste von der DKV.
Zum Vergleich: In der Gesetzlichen Krankenversicherung steigen die Beiträge jedes Jahr, weil sie sich automatisch an den Einkommenszuwachs der Versicherten anpassen. Zudem werden die Grenzwerte zur Beitragsbemessung in der Regel jedes Jahr angehoben.
So sind sie zum 1.1.2021 um 1.800 Euro im Jahr gestiegen. Coronabedingt bildet hier das Jahr 2022 allerdings eine Ausnahme. Denn durch die Pandemie gab es im Jahr 2020 insgesamt keine Lohnsteigerungen bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Da sich die Beitragsbemessungsgrenze daran orientiert, bleibt sie 2022 unverändert auf dem aktuellen Niveau.
Die PKV würde für die Versicherten gerne eine stetigere Beitragsentwicklung ohne größere „Sprünge“ erreichen. Das wird jedoch durch die gesetzlichen Vorgaben zu einer nachholenden Anpassung erst nach Überschreitung der Schwellenwerte unmöglich gemacht. Der PKV-Verband hat deshalb frühzeitig den Gesetzgeber aufgefordert, die Kalkulationsvorschriften zu reformieren. Auch Verbraucherschützer unterstützen eine solche Reform, doch leider hat der Gesetzgeber dies bisher nicht aufgegriffen.
Ein großer Teil der Beitragserhöhung geht in die für die PKV typische Vorsorge für die absehbar höheren Gesundheitskosten im Alter. Dieses Geld kommt den Versicherten wieder selbst zugute. Sie zahlen also für ihre eigene Zukunft. Diese besondere finanzielle Vorsorge der PKV wird allerdings durch die europäische Niedrigzinspolitik seit einigen Jahren stark belastet. Denn die Zinserträge der PKV-Kapitalanlagen steuern einen großen Teil der Vorsorge bei. Was infolge sinkender Zinsen an Erträgen fehlt, muss durch höhere Beitragszahlungen ausgeglichen werden. So ist es gesetzlich vorgeschrieben, damit die wachsenden Ausgaben zur medizinischen Versorgung im Alter in vollem Umfang abgesichert sind. Auch im Jahr 2022 sind PKV-Tarife davon betroffen.
Übrigens: Im Beitragsvergleich mit der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) schneidet die PKV nach wie vor sehr gut ab. So hätte ein privatversicherter Arbeitnehmer bei einem Wechsel in die GKV dort seit dem 1. Januar 2021 einen Beitrag von monatlich 769 Euro – plus mindestens 147 Euro für die Pflegeversicherung. Mittelfristig zeigt sich von 2012 bis 2022 in der PKV pro Kopf insgesamt ein geringerer Anstieg pro Jahr (+ 2,6 %) als in der gesetzlichen Krankenversicherung (+3,3 %). Auch die Zeitschrift „Finanztest“ kommt auf längere Sicht zu der Schlussfolgerung: „Die Kosten pro Versicherten steigen gleichermaßen, egal, ob privat oder gesetzlich versichert.“
Auch wenn sich niemand darüber freut, den Fortschritt in der Medizin mit steigenden Beiträgen bezahlen zu müssen, so gilt im Gegenzug doch auch, dass dadurch in Deutschland der persönliche Leistungsanspruch im Ernstfall heute so umfassend ist wie niemals zuvor. Die Diagnose- und Behandlungsmethoden haben sich enorm verbessert: Während ein Herzinfarkt früher oft tödlich verlief, sind die Überlebenschancen heute viel höher. Modernste Geräte erlauben einen genauen, strahlungsarmen Einblick in den Körper.
Früher unerfüllbare Kinderwünsche werden wahr und Medikamente werden zunehmend maßgeschneidert. Blinddarmoperationen, die früher mit langen Narben einhergingen, führen die Ärzte heute mittels kleiner Einstiche durch, die man später nicht mehr sieht. Diese allgemeine Entwicklung spürt natürlich auch der Einzelne: Prozentual gibt jeder Bundesbürger immer mehr von seinem verfügbaren Einkommen für die Gesundheit aus – aber er bekommt dafür auch eine immer bessere medizinische Versorgung.
Die PKV und GKV unterscheiden sich wesentlich in der Finanzierung der Gesundheitskosten. Trotz diesem großen Unterschied müssen beide Systeme aus dem ersten oben genannten Grund ihre Beiträge anpassen. Zwischen 2012 und 2022 sind die Beitragseinnahmen in der PKV je Versicherten um durchschnittlich 2,6 Prozent pro Jahr gestiegen. In der GKV liegt der Wert bei 3,3 Prozent. (Quelle: PKV Verband)
Die Kostensteigerungen in den PKV-Tarifen überschreiten nicht in jedem Jahr die Schwellenwerte. Dann gibt es in der Folge auch keine Beitragsanpassung.