IGeL-Leistungen beim Kinderarzt: Sinnvoll oder teure Abzocke? Ein Guide für Eltern
Sie sitzen im Behandlungszimmer des Kinderarztes für eine der wichtigen Vorsorgeuntersuchungen. Ihr Kind ist kerngesund, doch dann bietet Ihnen der Arzt zusätzliche Tests oder Untersuchungen an – gegen eine private Rechnung. Willkommen in der Welt der „Individuellen Gesundheitsleistungen“, kurz IGeL.
Inhaltsverzeichnis
Viele Eltern fühlen sich in dieser Situation überrumpelt und verunsichert. Ist diese zusätzliche Ultraschalluntersuchung wirklich nötig? Braucht mein Kind diesen speziellen Allergietest? Und warum übernimmt die Krankenkasse das nicht, wenn es doch wichtig für die Gesundheit ist?
Diese Fragen sind absolut berechtigt. Als Eltern wollen Sie nur das Beste für Ihr Kind, geraten aber in ein Dilemma zwischen medizinischer Notwendigkeit und finanziellen Kosten.
Dieser Ratgeber bringt Licht ins Dunkel. Wir erklären, was IGeL-Leistungen wirklich sind, welche beim Kinderarzt häufig angeboten werden, und wie Sie eine informierte Entscheidung treffen können. Vor allem aber zeigen wir Ihnen, wie Sie die Gesundheitsversorgung Ihres Kindes selbst in die Hand nehmen und sich von den Leistungsgrenzen der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) befreien können.
Was sind IGeL-Leistungen überhaupt?
IGeL sind ärztliche Leistungen, die nicht zum festgeschriebenen Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen gehören. Die Kosten dafür müssen Sie als Patient selbst tragen (Selbstzahlerleistung).
Der Grund: Nach Einschätzung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), dem höchsten Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen in Deutschland, ist der medizinische Nutzen dieser Untersuchungen entweder noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt, oder sie werden nicht als medizinisch notwendig für die breite Masse der Versicherten eingestuft. Sie gehen über die „ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche“ Grundversorgung der GKV hinaus.
Das Problem dabei: Viele dieser Leistungen, wie z.B. erweiterte Ultraschalluntersuchungen oder spezielle Tests zur Früherkennung, können im Einzelfall aber sehr wohl sinnvoll sein und Eltern wichtige Sicherheit geben.
Typische IGeL beim Kinderarzt: Eine Übersicht mit Kosten
Die Liste der möglichen IGeL ist lang. Hier sind einige der häufigsten Angebote, denen Eltern in der kinderärztlichen Praxis begegnen:
IGeL-Leistung | Beschreibung & Zweck | Geschätzte Kosten |
Hüftultraschall (2. Screening) | Zusätzliche Ultraschalluntersuchung der Hüfte zur noch früheren Erkennung einer Hüftdysplasie, zusätzlich zum regulären Screening bei der U3. | ca. 30 – 60 € |
Schädelultraschall | Ultraschall durch die offene Fontanelle zur Früherkennung von Hirnblutungen oder Fehlbildungen, besonders bei Risikogeburten. | ca. 40 – 80 € |
Nierenultraschall | Früherkennung von Fehlbildungen oder Harnabflussstörungen der Nieren und Harnwege, die sonst lange unentdeckt bleiben können. | ca. 30 – 70 € |
Amblyopie-Screening (Sehtest) | Ein spezielles Screening zur Früherkennung von Sehstörungen bei Kleinkindern, um eine dauerhafte Sehschwäche (Amblyopie) zu vermeiden. | ca. 15 – 35 € |
Zusätzliche Impfungen | Impfungen, die nicht von der STIKO (Ständige Impfkommission) für alle Kinder empfohlen werden, z.B. gegen Meningokokken B oder Rotaviren (je nach Kasse). | ca. 80 – 150 € pro Dosis |
Allergietests (ohne Symptome) | Bluttests zur Bestimmung von Allergie-Neigungen, bevor konkrete Symptome wie Heuschnupfen oder Neurodermitis auftreten. | ca. 20 – 100 € |
Entwicklungstests | Spezielle, über die U-Untersuchungen hinausgehende Tests zur Beurteilung der motorischen, sprachlichen oder kognitiven Entwicklung. | ca. 50 – 150 € |
Die Kostenfalle: Warum die GKV hier an ihre Grenzen stößt
Die gesetzliche Krankenversicherung ist auf eine solide Grundversorgung für alle ausgelegt. Das bedeutet aber auch, dass viele moderne und präventive Maßnahmen, die über diesen Standard hinausgehen, nicht übernommen werden. Eltern müssen dann abwägen: Nehme ich die Kosten in Kauf für ein „Mehr“ an Sicherheit, oder vertraue ich darauf, dass die Standardvorsorge ausreicht?
Diese Entscheidung wird besonders schwierig, wenn der Arzt eine Leistung empfiehlt. Schnell entsteht der Eindruck, man würde an der Gesundheit des eigenen Kindes sparen, wenn man ablehnt. Genau hier liegt die große Schwäche des Systems: Sie zahlen den vollen GKV-Beitrag, erhalten aber nur eine Basisabsicherung. Für eine optimale Versorgung, die sich viele Eltern wünschen, müssen Sie extra zahlen.
Die Lösung: Raus aus der Leistungsfalle – Privat versichert, erstklassig behandelt
Es gibt eine Möglichkeit, diese ständige Abwägung zu beenden und Ihrem Kind grundsätzlich den Zugang zur besten medizinischen Versorgung zu sichern: eine private Krankenversicherung (PKV) oder eine leistungsstarke Krankenzusatzversicherung.
Der entscheidende Vorteil: Sie sind nicht länger auf den starren Katalog der GKV angewiesen. Ob eine Leistung übernommen wird, hängt nicht von einer allgemeinen Kommission, sondern von Ihrem individuell gewählten Tarif ab.
Ihre Vorteile im Überblick:
- Umfassende Vorsorge: Sinnvolle Früherkennungsuntersuchungen und Screenings, die in der GKV als IGeL gelten, sind in guten PKV-Tarifen oft standardmäßig enthalten.
- Keine Kostendebatten: Die Kosten für medizinisch sinnvolle Behandlungen werden im Rahmen Ihres Tarifs übernommen. Sie und Ihr Arzt können sich auf das Wesentliche konzentrieren: die Gesundheit Ihres Kindes.
- Zugang zu Spezialisten & Naturheilverfahren: Viele Tarife decken auch Behandlungen wie Osteopathie für Babys und Kleinkinder ab, die in der GKV oft nur anteilig oder gar nicht bezahlt werden.
- Vertraglich garantierte Leistungen: Die Leistungen Ihrer PKV sind Ihnen sicher und können nicht durch politische Entscheidungen gekürzt werden.
Für Eltern, die noch gesetzlich versichert sind, aber die Vorteile einer privaten Behandlung wünschen, ist eine Krankenzusatzversicherung der erste Schritt. Erfahren Sie hier mehr darüber, wie Sie gesetzlich versichert sein und privat behandelt werden können.
Häufige Fragen zu IGeL-Leistungen (FAQ)
Muss mich der Arzt über die Kosten einer IGeL aufklären?
Ja, unbedingt. Ein seriöser Arzt wird Sie ausführlich über den Nutzen und die Kosten der Leistung aufklären und Ihnen einen schriftlichen Behandlungsvertrag aushändigen. Sie dürfen niemals unter Druck gesetzt werden.
Sind IGeL immer medizinisch unsinnig?
Nein, das kann man pauschal nicht sagen. Viele IGeL können im Einzelfall sehr sinnvoll sein. Das Problem ist die fehlende Kostenübernahme durch die GKV, nicht zwangsläufig die Leistung selbst.
Übernimmt meine Zusatzversicherung automatisch alle IGeL?
Das hängt von Ihrem Tarif ab. Gute ambulante Zusatzversicherungen decken einen Großteil der Vorsorgeuntersuchungen und oft auch Naturheilverfahren ab. Ein genauer Blick in die Versicherungsbedingungen ist entscheidend.
Wie weiß ich, welche der wichtigen Vorsorgeuntersuchungen für Babys und Kinder Kassenleistung sind und welche nicht?
Die U1 bis U9 sowie die J1 sind feste Kassenleistungen. Alle darüber hinausgehenden Screenings und Tests sind potenzielle IGeL. Fragen Sie Ihren Arzt gezielt, welche Untersuchungen Teil der normalen Vorsorge sind und welche zusätzlich angeboten werden.
Fazit: Nehmen Sie die Gesundheit Ihres Kindes selbst in die Hand
IGeL-Leistungen sind ein klares Zeichen dafür, dass die gesetzliche Krankenversicherung nicht immer den Wunsch von Eltern nach maximaler Sicherheit und Vorsorge erfüllen kann. Anstatt bei jedem Arztbesuch aufs Neue über Kosten und Nutzen diskutieren zu müssen, können Sie eine grundsätzliche Entscheidung treffen.
Eine private Kranken- oder Zusatzversicherung befreit Sie von diesem Druck. Sie stellt sicher, dass Ihr Kind die bestmögliche medizinische Versorgung erhält – heute und in Zukunft.
Sichern Sie Ihrem Kind den Status eines Privatpatienten. Lassen Sie sich von uns unabhängig und kostenfrei beraten, welche Absicherung für Ihre Familie die beste ist.
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